Ich hab hier schon Kommentare bekommen, die mich wochenlang aus der Bahn geworfen haben.
Das beziehe ich jetzt einfach auch mal auf mich. Einerseits kann ich es gut nachvollziehen, dass man überempfindlich reagiert, wenn jemand sich kritisch oder distanziert oder einfach nur neutral über etwas äußert, dass man selbst mit viel Herzblut geschaffen hat. Man hat dann schnell das Gefühl: Diese Person hat mich ja gar nicht verstanden, hat nicht kapiert, worum es mir geht. Und das kränkt. Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass man diese Empfindlichkeit ablegen kann, jedenfalls nicht indem man hofft, durch regelmäßige Erfahrung von Kritik einfach abzustumpfen. Das geht nicht, ist meine Erfahrung.
Andererseits: So ein Forum ist eine Möglichkeit, die eigene Arbeit von Menschen mit anderer Perspektive, anderen Einfällen und vielleicht anderen Maßstäben betrachten zu lassen. Das ist die große Chance. Die eigenen Sachen immer nur abgenickt zu bekommen, hätte als Ergebnis ein ziemlich langweiliges Forum, in dem sich alle immer nur gegenseitig bestätigen und bejubeln. Auch die lehrreichen Diskussionen, aus denen letztlich alle Beteiligten und sogar stumme Mitleser*innen etwas ziehen können, kämen nicht zustande. Und mir fällt auch keine bessere Möglichkeit als so ein Forum ein, wo solche Diskussionen in dieser Art stattfinden könnten.
Mit 17 habe ich ein Comic-Fanzine herausgegeben, und das 7 Jahre lang, mit einem ausgiebigen Leserbriefteil. Zu der Zeit gab es neben meinem eine Vielzahl solcher regelmäßig erscheinenden Heftchen. Da ging es manchmal sehr viel weniger einfühlsam und vorsichtig zu als in diesem Forum. Da wurde deutlich schonungsloser und persönlicher kritisiert und auf sensible Leute wenig Rücksicht genommen, mit Sicherheit auch von mir, obwohl ich selbst auch sensibel bin und mit vielem nicht gut klar komme. Z.B. habe ich noch vor meinem "offiziellen" persönlichen Coming-Out-Comic einen Comic über einen schwulen Jungen gemacht. Das ganze Thema war hochemotional für mich. Dieser Comic wurde später von jemandem parodiert. Er hat meinen Zeichenstil nachgeahmt und meine zeichnerischen Schwächen ein wenig betont. Für mich war das einfach nur ein Verächtlichmachen meines Comics, und damit meines Anliegens und eines erheblichen Teils meiner Person. Das Gefühl ist mir noch lebhaft in Erinnerung. Deshalb will ich "die alten Zeiten" auch gar nicht zurück haben. Ich finde den Umgangston in diesem Forum sehr viel besser, also dass hier versucht wird, sachlich und einfühlsam zu argumentieren und nicht persönlich zu werden. Dass hier höchstens mal milde ironisch geneckt, aber niemals polemisch draufgehauen wird. Das ist nicht selbstverständlich, wie ich durch flüchtigen Blick in andere Foren inzwischen weiß.
Was ich sagen möchte: Ich sehe keinen Sinn darin, Leuten mit meinen Kommentaren eine schlechte Zeit zu bereiten - womöglich für Wochen -, und ich werde als eine Konsequenz daraus hier in deinem Thread keine Empfehlungen oder Anregungen geben, von denen ich nicht sicher sein kann, dass sie in deinem Sinne sind. Kritik werde ich natürlich schon gar nicht üben.
Übrigens: Der Mensch, der die Parodie auf meinen Comic gemacht hat - und übrigens mit anderen zusammen auf eine ganze Reihe von Comics auch anderer Zeichner*innen aus dem erwähnten Fanzine -, hat später einmal geschrieben, dass ich eins übersehen hätte, nämlich dass hinter den Aktionen auch eine Menge Wertschätzung steckte. Wieso sollte man Zeit und Arbeit investieren, Kommentare zu schreiben und Parodien zu zeichnen, wenn man die Sachen nur doof und uninteressant fände. Er selbst hatte auch genug Ideen und eigene witzige Projekte, die ihm nicht ausgegangen wären, wenn er mich und andere mit seinen "Attacken" verschont hätte. Also, Kritik, sogar die der böseren Art, als Form der Wertschätzung. Da kann man auch mal drüber nachdenken.